Jeden 1. Sonntag im Monat erscheint eine Kolumne mit einem Thema, welches mich beschäftigt. Mai: Klimawandel

Dieses Thema zu beginnen, fällt mir nicht leicht. Es ist offen gestanden das dritte Mal, dass ich mich daran setze und ich finde nicht die passenden Sätze, keine Struktur und keinen Wortwitz. Nicht, weil es so emotional ist. Obwohl, eigentlich ist es das schon. Es hat so viel mit Verzicht und Schuldgefühlen zu tun, mit Wut auf die aktuellen Verhältnisse und auf das Verhalten der anderen. Aber ich habe beschlossen, dass ich das Thema mal abschließend zu Papier bringen muss. Vorerst.

Vielleicht fällt es mir auch so schwer, weil es so komplex ist. Vielleicht, weil die Tragweite uns erst Stück für Stück wirklich bewusst wird. Umweltschutz und Klimawandel sind seit Jahren Schlagwörter, die immer wieder auftauchen. Und die Zeitspannen, in denen wir noch was tun können, wurden immer kürzer. „Jaja, ist ja noch ein bisschen hin, die Politik wird’s schon richten.“ Und dann zurück zum Alltag. Doch nichts hat die Politik gerichtet. Es sind nur noch 10 Jahre bis die Schäden irreparabel sind. 10 sehr überschaubare Jahre. Und uns Menschen ist es so heiß unterm Hintern geworden, dass sogar die Schüler nun auf die Straße gehen. Denn sie sind die, für die es wirklich brenzlig wird. Nicht für die Konzernbosse, Politiker oder Lobbyisten.

Das Thema macht mich wütend

Und schuldig. Zu allererst müssen wir uns an die eigenen Nase fassen. Denn offen gestanden, sind wir alle mit Schuld. Die wenigsten wollen auf ihren Sommerurlaub mit dem Flieger verzichten, im Winter in der Wohnung frieren, sich nur noch vegan ernähren und die Kleidung selbst schneidern. Wir sind aufgewachsen in einer Welt, in der alles verfügbar ist. In der alles verfügbar sein muss. Und dieses Verhalten fängt nicht erst bei uns an.

Unsere Eltern kommen aus einer Zeit, in der nicht immer unbedingt alles zu haben war. In der die Supermärkte nicht bis zum Bersten vollgestopft waren, in denen es nicht Kilometer-lange Regale mit Joghurts gab. Zeiten, in denen das Fernsehprogramm um 00:00 beendet war. In denen die Stofftiere noch aus Deutschland kamen und keines Wegs kuschelig waren. Dafür aber bis heute halten. Ich glaube, das Bild ist klar.

Es gab, was es gab und damit ist man ausgekommen. Doch während unsere Eltern heranwuchsen, wuchs der Wohlstand und die Globalisierung und damit die Gewohnheit, dass es immer mehr von allem überall gab. Ist das nicht ein Schlaraffenland? Die frischen Erdbeeren im Winter haben zu können? Immer alles verfügbar zu haben? Und das zum kleinen Preis! Doch der Preis ist gar nicht so klein.

Wir haben nur einen Kredit.

Das Ausbeuten der Welt, unser verschwenderischer Lebensstil, all das geschieht auf Pump. Wir haben es gar nicht so locker sitzen, als dass wir es uns leisten könnten. Wir haben einen Kredit aufgenommen und für den müssen wir früher oder später bezahlen. Und je später es wird, desto höher wird die Rechnung.

Die Ärmsten, wie es immer so ist, zahlen jetzt schon. Dürre-Perioden, Überbevölkerung, Überschwemmungen – es trifft die Schwächsten als erstes und das obwohl sie wahrscheinlich am wenigsten von dem Kredit von Mutter Natur hatten. Aber Stück für Stück bittet sie auch uns zur Kasse. Den reichen Westen.

Wir sind in diese immer verfügbare Welt geboren und kennen es nicht anders. Ich genieße den Luxus, in dem wir schwelgen. Aber wissen wir es zu schätzen? Es hat perverse Ausmaße angenommen (und ich bin nicht unschuldig). Die frischen Lebensmittel kann man sich mittlerweile bis an die Haustüre liefern lassen. Essen auf Rädern ist Dank Lieferservice salonfähig geworden. Für schlappe 20 Euro kann ich von Wien nach Mailand jetten. Die Wohnung auf 23 Grad geheizt, schön kuschelig, man spart ja die Heizkosten dann im Sommer. Und wenn was kaputt ist, na dann wird es eben weggeschmissen. Man kann es für sehr wenig Geld einfach nachkaufen. Geht ja alles heute.

Doch, dass das nicht so weiter gehen kann, wurde uns einfach viel zu langsam bewusst.

Dabei wissen die Konzerne dieser Welt schon Jahrzehnte Bescheid.

Und hielten ihre Studien unter Verschluss. Nach mir die Sintflut, jetzt erstmal Kohle machen, damit ich auf meiner Yacht davon segeln kann, während den anderen durch steigende Meeresspiegel das Wasser bis zum Hals steht. Geld, Geld, Geld. Die Religion des 21. Jahrhunderts, nichts ist wichtiger. Geld macht Geil. Und egoistisch. In einer Welt, in der ewiges Wachstum diktiert, wo es hingehen muss, kann auf Klima und Co. Erstmal keine Rücksicht genommen werden. „Vielleicht erfindet die Wissenschaft bis dahin ja was lustiges, was erstmal alles reinigt. Oder ein Meteor schlägt ein. Dann wäre der Verzicht ja sowieso ganz umsonst gewesen“. Zurück zum Alltag.

Es kollabiert: Der Pferde-Fleisch-Warnschuss

Wir haben uns so sehr an das immer verfügbare Leben gewöhnt. Aber es gibt kein ewiges Wachstum ohne Opfer. Vor allem, wenn alles immer billiger werden muss. Wieso sollte ich für meine Avocado mehr als 1€ zahlen? Für so ein lüttes Ding, was eh nie reif ist? Oder für das Schweineschnitzel.

Es ist so übertrieben reichlich vorhanden, dass das Alleinstellungsmerkmal der Preis wurde. Gegenseitiges Unterbieten bis die Tränen kommen. Oder einfach mal Pferd in der Lasagne landet. Weil es billiger ist. Und der Konsument heult, weil das ja ganz unfair ist. Obwohl die Lasagne unter 2€ gekostet hat. Dass da die Rechnung irgendwo nicht aufgehen kann, ist eh klar.

Wir sind zu geizig geworden ordentliches Geld für ordentliches Essen zu zahlen. Die Konsequenz ist Massentierhaltung und Massenproduktion, Methangase (Rinder) und Wasserverschwendung (Avocados) und da wären wir dann auch schon wieder beim Klimawandel. Alles hängt zusammen und ist so verworren, dass man es kaum greifen kann. Und vor allem be-greifen.

Die Jüngsten wachen auf, weil es die Älteren nicht tun

Machen wir so weiter, haben wir allgemein nicht mehr lange Zeit. Viele Schüler und Schülerinnen haben das verstanden. Ihre Zeit läuft mit unserer gleichzeitig ab und das bedeutet ein kurzes Leben und vor allem kein schönes Ende. Wer immer noch so auf den Kopf gefallen ist und nicht an den Klimawandel glaubt… nein, keine Worte dafür. Geht einfach mal raus in die Welt. Sie spielt verrückt. Es ist ein letztes Aufbäumen, ein Wutanfall. Sie schreit „MACHT DASS ES AUFHÖRT!“. Und trotzdem gibt es noch zu viele Menschen, die mit den Achseln zucken und sagen „Die hat nur ihre Tage, das geht schon vorbei.“

Vorbeigehen werden wir, wenn wir nicht gemeinsam an einem Strang ziehen und unsere Schulden bei Mutter Natur begleichen. Wir müssen nicht in Erdhöhlen leben und uns in Lumpen kleiden. Aber wir sollten das Auto stehen lassen, die Reisen mit dem Zug antreten, größtmöglich auf Fleisch verzichten und darauf achten woher unsere Kleidung kommt.

Ja, es bedeutet Verzicht. Aus einer Welt heraus, in der das Wort „Verzicht“ schon langsam im Duden verblasst, scheint es eine schlimme Einschränkung zu sein. Und ja, auch ich gehe nur bedingt mit gutem Beispiel voran. Auch deswegen ist es so emotional. Wir können nicht nur auf andere zeigen und „Die da sind Schuld!“ rufen. Wir müssen alle gemeinsam unser Verhalten ändern. Und jeder einzelne für sich. Damit wir gemeinsam die Notbremse ziehen und den Schülern dieser Tage eine lange Zukunft schenken können.

Wir haben uns die Welt nur von unseren Kindern geliehen.“ Dieses Zitat habe ich lange nicht verstanden, aber langsam wird es klarer. Wir sind hier nur zu Gast, wir leihen uns diese Welt nur aus. Und wie steht so schön in den öffentlichen Toiletten geschrieben? „Bitte verlassen Sie diesen Raum so, wie Sie ihn vorfinden möchten.“ Das sollte unser Leitspruch sein, denn sonst ist dieser Planet bald nicht mehr als ein Scheißhaus.

Klimawandel: Auge mit Welt