Go with the flow: How to survive asian traffic. Part 2
Das Leben vor und mit dem Roller
Letzte Woche habe ich euch ja bereits von der Anarchie auf und zwischen den Bürgersteigen berichtet – heute geht es ab auf den Roller. Da dieser Beitrag aber mal wieder eskaliert ist, werde ich ihn wohl aufteilen müssen. Never ending story dieser Verkehr. 😀
Bevor ich aber mit meinen Tipps und Stories anfange, eines vor ab: Es lohnt sich. Kaum woanders ist es so einfach an einen Roller zu kommen und einfach draufloszufahren. Und wenn die Schaltkreise im Hirn einigermaßen funktionstüchtig sind, ist es auch gar nicht so lebensmüde, wie es sich vielleicht anhören mag. Also Entwarnung, es ist ein tolles Erlebnis, nur keine Angst 🙂
Damit ihr aber nicht ganz blauäugig in euer Rollerabenteuer stürzt, habe ich euch hier ein paar Erfahrungswerte zusammengetragen.
Roller leihen
Also das ist so ziemlich der einfachste Part. Solltet ihr nicht sichtlich vom Leben gestraft sein – also Einbeinig oder blind – dann bekommt ihr auch einen Roller. Und ich bin mir relativ sicher, dass auch Einbeinige einen bekommen. Rollerverleihe findet ihr überall und wenn ihr nicht sowieso von Angeboten erschlagen werdet, dann fragt einfach nach. Irgendein Freund vom Cousin des Nachbarn kennt da meistens jemanden, der den ein oder anderen Roller verleiht. Jetzt gibt es jedoch ein paar Kleinigkeiten zu beachten.
- Macht eine kleine Probefahrt und testet, ob ihr damit klarkommt und OB DIE BREMSEN FUNKTIONIEREN. Dazu eine kleine Anekdote: Man stelle sich zwei Grünschnäbel vor, nennen wir einen von beiden mal Dorie und der andere ist ihr Freund, die sich das erste Mal auf der doch recht bergigen Insel Koh Chang im Osten Thailands einen Roller leihen. Nachdem das Teil beim bergauf fahren Gefahr lief einen Herzinfarkt zu erleiden und sich mit den restlichen verbleibenden Kräften über die Kuppe des Berges gekämpft hat, war es umso euphorischer wieder runter zu kommen. Huiiiii, ging’s im flotten Galopp den Berg hinunter. Der Wind wehte uns in die viel zu großen Helme und pustete die verbliebenen Kopfläuse raus und wir freuten uns unseres Lebens. Bis am Ende einer langgezogenen Kurve ein verdammt langsamer Traktor erschien. Der Freund griff in die Bremsen und huuuiiiiiii ging es fast ungebremst weiter den Berg hinunter. Der Traktor fuhr auch nicht schneller. Die letzten verbliebenen Kopfläuse und Flöhe ergatterten die Rettungsschirme und sprangen freiwillig ab (vermutlich der Grund, warum wir tatsächlich bei keinem der ranzigen Helme bisher jemals Läuse bekommen haben). Der Fahrtwind wurde von einem schrillen „Bremseeeeeeeeeeeeeeeeeeeen!“ begleitet, welches sich abwechselte mit „Geeeeeeht niiiiiiiicht“ und dann ein einstimmiges „Aaaaaaaaaaaaaaaah!“. Wir hatten uns bereits darauf eingestellt actionfilmmäßig vom Roller zu springen oder komplett blind auf die Gegenfahrbahn auszuweichen. Doch nachdem uns der Auspuff des Traktors bereits fast an der Nase gekitzelt hatte, kam unser Roller doch noch zum Stehen. Also, was lernen wir daraus? Bremsen checken!
- Fotos vom Roller machen. Wir hatten nie Probleme, aber nach einigen Gesprächen mit anderen Reisenden kam uns öfters zu Ohren, dass die Besitzer manchmal versuchen die Fahrer für bereits vorhandene Schäden verantwortlich zu machen. Super nervig und kann teuer werden. Wir machen daher immer gut sichtbar für den Besitzer Fotos von den bereits vorhandenen Schäden und hatten auch noch nie ein Problem danach.
- Schäden, da wären wir schon beim nächsten Punkt: Nehmt niemals einen komplett neuen Roller. Aber natürlich auch keine Schrottkiste. Ihr könnt ziemlich sicher sein, dass ihr irgendwas kaputt macht, aber wenn der Roller schon Kratzer hat, fällt das nicht mehr so auf. Also nehmt ein Modell, welches schon ein paar Gebrauchsspuren hat. Dinge, die noch funktionieren sollten: Bremsen, Licht, Tankdeckel. Dinge, die ihr nicht wirklich braucht: Rückspiegel (auch wenn es sehr angenehm ist, welche zu haben), Tacho, Tankanzeige.
- Dann ist da das Problem mit dem Pass: Also manche Verleihe geben den Roller nur gegen den Pass als Pfand raus. Eigentlich ist einer der Grundsätze NIEMALS den Pass aus der Hand zu geben. Ja, aber manchmal muss man abwägen, ob man das Risiko eingehen will. Wenn ihr Pech habt, ist danach euer Pass weg, kopiert oder ihr werdet erpresst irgendwas extra zu zahlen. Wenn ihr Glück habt, bekommt ihr einfach den Pass gegen den Roller zurück. Wir hatten immer Glück. Aber man sollte dennoch gewarnt sein und das Gefühl ist schon sehr mulmig. Wenn es also möglich ist, sucht euch einen Verleih, der keinen Pass verlangt. Es gibt aber Gegenden, in denen es keinen einzigen gibt. In Laos zum Beispiel. Dann liegt es in eurem Ermessen: Fun vs. Sicherheit.
- Vertraut auf euer Bauchgefühl, zahlt lieber etwas mehr und habt dafür etwas Besseres und lasst euch zu nichts überreden. Und nehmt einen Helm mit. Zu 99% werden diese zu groß sein, jucken, drücken oder ähnliches. Nehmt ihn trotzdem. Es besteht überall Helmpflicht.
Ungeschriebene Verkehrsregeln & Buchempfehlung
Also es gibt in Asien viele geschriebene Verkehrsregeln, an die sich niemand hält und viele ungeschriebene an die sich alle halten. Das muss man erstmal lernen. Hier ein paar grundlegende Regeln:
Hupen ist Überlebenswichtig.
Situationen in denen man hupt:
- Achtung, ich überhole.
- Achtung, ich überhole rechts.
- Achtung, ich bin größer und stärker und mache jetzt irgendwas.
- Achtung, ich fahre jetzt ohne zu schauen auf die Straße.
- Achtung du Depp, der ohne zu schauen auf die Straße fährt, hier fahre schon ich.
- Achtung, hinter dieser Kurve komme ich.
- Achtung, ich biege jetzt einfach mal ab.
- Hi
- Bye
- Arsch.
Am witzigsten ist das Linksabbiegen. Das ist super. Um das mal etwas anschaulicher zu machen, habe ich euch zwei kritzelige Bilder gezeichnet.
Abbiegen in Europa:
Blinken, in die linke Spur einordnen, eine Lücke abwarten, in einem großen Bogen in die linke Straße abbiegen.
Abbiegen in Asien:
Bei einer geeigneten Lücke auf die Gegenfahrbahn wechseln und am Straßenrand einige Meter als Geisterfahrer zurücklegen. Hupend. Bei der Kreuzung dann ungebremst und laut hupend am Straßenrand in die Gegenfahrbahn abbiegen und dieser solange als Geisterfahrer folgen, bis man bei einer Lücke laut hupend auf seine eigene Fahrbahn wechseln kann. Ja, go with the flow. Haha. Man kann unter Umständen nach einem überlebten Manöver wieder gläubig werden.
Dementsprechend muss man sich zu jeder Zeit auch selbst auf Geisterfahrer einstellen.
Ein Buch, welches diesen ganzen Ablauf sehr gut und sehr realitätsnah erklärt, ist „Gebrauchsanweisung für Vietnam, Laos und Kambodscha“ von Benjamin Prüfer. Allgemein kann ich dieses Buch nur empfehlen – es klärt über so viele Rätsel auf. Nein, diese Empfehlung ist nicht gekauft. Hätte ich aber dem lieben Benjamin vielleicht mal vorschlagen sollen. 😉
So, und da das schon sehr viel Input war, war’s das erstmal für diese Woche und nächste gibt es dann den 3. und letzten Teil von Go with the flow.
Pssssst! An alle, die es noch nicht gesehen haben: Es läuft noch bis Samstag Abend das Gewinnspiel zu Carpe that thing! Macht doch noch mit. Auch auf Facebook ist das
Mitmachen möglich 🙂
Love ♥ Eure Dorie
dieliebezumdetail
8 Jahren agoHerrlich <3
dorie
8 Jahren agoDanke 🙂
Hello Hanoi – What to do and to see – the dorie
8 Jahren ago[…] Kapitel abgehakt haben, können wir uns nun wirklich der Stadt selbst widmen (wer übrigens Teil 1, 2 oder 3 nochmal lesen will klickt einfach auf die Nummern). Wie gesagt, der Verkehr ist […]
meinereiselust
8 Jahren agoToll geschriebener Beitrag!!
So etwas abenteuerliches hab ich noch nie gemacht, aber später mal, möchte ich einfach mal drauf los fahren und ungeplant Urlaub machen. Jetzt bin ich aber sicherlicj noch zu jung haha.
Liebe Grüße ,
Carolin
Miss Classy
8 Jahren agoDanke für den tollen Beitrag! Da hast du ja schon so einiges erlebt. 🙂 Ehrlich gesagt, bin ich noch gar nicht auf die Idee gekommen mir einen Roller auszuleihen. Vielleicht passt es ja im nächsten Urlaub. 🙂
LG Doris
http://www.miss-classy.com
dorie
8 Jahren agoJa, ich würde es auf jeden Fall mal probieren. Vielleicht irgendwo, wo nicht viel los ist 🙂