Go with the flow. How to survive asian traffic Part 3
Wir sind angelangt beim 3. und jetzt auch letzten Teil von „Go with the flow“. Puuuh, dieses Thema zieht sich, aber es ist nun mal so ganz anders als bei uns! Also auf geht’s in die letzte Runde! 🙂
Von halbstarken Rasern und wilden Touris
Was ich oft auf meinen Reisen beobachtet habe, ist, dass sich Touris gerne mal mega überlegen und stark fühlen. Wenn da also so ein Halbstarker meint, dass er mega fähig wäre auf dem Roller im asiatischen Verkehr zu fahren, dann ist das gar nicht so cool eigentlich. Dann schwingen sich diese Machos und Grünschnäbel leicht alkoholisiert auf ihre Klapperkisten, drehen den Gashahn voll auf und gehen ab. Dumm. Wirklich dumm. Warum?
Gründe:
Grund 1: Auch im Asienurlaub werden Naturgesetze nicht außer Kraft gesetzt. Wenn’s dich hinfetzt bist du mittel bis schwer tot. Zumindest bei voller Fahrt und alkoholisiert. Denn in Asien muss man erst recht voll bei Sinnen sein und den Verkehr gut wahrnehmen und handeln können.
Grund 2: Schlaglöcher sind mehr ein Schönheitsmangel als ein Sicherheitsproblem. Daher gibt es gerne mal ziemlich tiefe, ziemlich große Schlaglöcher mitten auf der Fahrbahn, welche dich gut und gerne aushebeln und ein paar Meter durch die Luft segeln lassen können. Und da man sehr sehr wahrscheinlich keine Schutzkleidung tragen wird und der Helm vermutlich auch nicht passt, sollte man einfach versuchen das nette Angebot der Schlaglöcher auszuschlagen (höhö, Wortwitz) und diese zu umgehen. Ganz hilfreich ist dabei eine angemessene Geschwindigkeit, damit man reagieren kann.
Grund 3: Auch der Fahrbahnbelag ist in Asien eher… anders. Wenn es regnet, kann sich beispielsweise eine suuuuper fiese Schmierschicht bilden und eure Reifen haben nicht den Hauch einer Chance Halt zu finden. Die Konsequenz ist eine Bruchlandung bei einer Bremsung. Mir passiert auf einer Serpentinenstraße in Laos, bei ca. 20 km/h. Mein verdammtes Glück, dass ich so langsam unterwegs war und mir daher – außer einem schönen Bluterguss – nichts zugezogen habe. Auf der gleichen Straße haben uns kurze Zeit später ein paar wilde Touris in einem Affenzahn überholt. Einfach nicht so klug. Auch, weil du ja nicht sehen kannst, ob jemand hinter der Kurve auf der Straße liegt. Ich zum Beispiel. 😀
Grund 4: Weils halt einfach dumm ist. Man kennt die Gegebenheiten nicht, die Regeln nicht, die Gegend nicht. Hirn anschalten. Ende.
Also nehmt euch auch vor diesen Leuten in Acht. Denn die Einheimischen fahren teilweise auch wie die Wahnsinnigen, aber die sind wenigstens damit aufgewachsen und wollen nicht nur ihre Muskeln spielen lassen.
Überlebens-Tipps und Wissenswertes
Tanken
Das ist immer lustig. Also in Thailand sind beispielsweise vielfach „Tankstellen“ in Form von abgefüllten Flaschen am Wegrand zu finden. Klappt super, keine Ahnung was da drin ist, aber bisher ist der Motor nie abgekackt und der „Tankwart“ wusste immer, was der Roller bekommt.
In Vietnam gab es häufig die weiterentwickelte Variante von kleinen Pumpen, welche am Wegrand standen und aus denen dann die gewünschten Liter per Hand in den Roller gepumpt wurden.
In Laos findet man faszinierender Weise hauptsächlich so richtig europäische Tankstellen. Also fast richtig. Also fast europäisch. Grundsätzlich läuft das auch in allen Ländern bei so einer Tankstelle sehr ähnlich ab. Variante 1: Du drückst dem Tankwart das Geld in die Hand und er tankt für dich den Betrag. Variante 2: Du sagst „Full“ und lächelst nett. Danach zeigt er dir mit seinen Fingern den Betrag. Da du je nach Währung dir nicht sicher sein kannst, was genau er meint, gibst du immer lieber einen Ticken zu viel und hoffst dann, dass er dir das Rückgeld passend gibt, bis du ein Gefühl für die Preise in diesem Land entwickelt hast.
Sollte mal keine Tankstelle zu finden sein, frag die Menschen, die du triffst. Wir sind mal auf eine unserer Touren mitten in der Pampa in Laos liegen geblieben. Eine Frau hat unser Problem mitbekommen und ist auf ihren Roller gesprungen. 10 Minuten später kam sie mit einer vollen Flasche Sprit zurück. Und sie nahm nicht mal Geld dafür. Herrlich herzlich! Wenn du keinen Menschen findest oder keiner dir helfen will – Pech. Ende.
Polizei und so
Also das ist so ein Ding mit der Polizei da drüben. Zum einem muss man wissen, dass der europäische Führerschein in Asien nicht gilt und man daher immer ohne Führerschein fährt auch wenn man seinen europäischen dabeihat. Außer man hat das Geld in einen internationalen investiert. Hab ich nicht. Werd ich nicht. Daher ist es sowieso von Vorteil besser keiner Polizei über den Weg zu fahren.
Dann gibt es einige Touristenorte, bei denen die Polizei sich gezielt Touris raus fischt und willkürliche Strafen verteilt. So als Taschengeld quasi. Bali ist so ein Pflaster. Mir übermittelte Strategien sind dann:
- Dummstellen
- Auf Deutsch reden, bis der Polizist aufgibt
- Einen kleineren Betrag anbieten
- Oder einfach am besten ganz schnell an denen vorbei brausen und gar nicht erst anhalten.
Es gibt allerdings auch Orte, Sulawesi in Indonesien gehört dazu, an denen Touris gar nicht angehalten werden und nur die Einheimischen. Das liegt dann wahrscheinlich daran, dass die meisten Menschen dort gar kein Englisch sprechen und deswegen diese unangenehme Begegnung von vornerein ausschließen. Am besten ihr hört euch vor Ort um, wie die Verhältnisse so sind.
Außerdem muss man wissen, dass bei Unfällen immer der Europäer Schuld ist. Immer. Egal was war. Du hast Geld, du hast Schuld. Hier geht es sehr in eine ethische Grauzone, daher ist es schwer Tipps zu geben. Ich kann aber ein paar Dinge schildern, die einen vielleicht dabei helfen sich ein Bild zu verschaffen:
Uns wurde gesagt, dass wir niemals anhalten sollen, wenn wir einen Unfall sehen. Denn wenn wir stehen bleiben, dann sind wir Schuld, auch wenn wir nicht dabei waren. Angeblich gilt das in Vietnam auch für die Einheimischen. Und in Laos. Wir haben einmal angehalten, als wir einen Mann verletzt samt Roller im Straßengraben liegen haben sehen. Er war alkoholisiert und hatte sich soeben aufgerappelt. Er bedankte sich flüchtig und scheuchte uns dann weg. Entweder weil er kein Aufsehen erregen wollte, weil er voll war oder weil er vermeiden wollte, dass wir als die Schuldigen angesehen werden. Wir wissen nicht, was von beiden oder ob beides zutrifft. Aber wir sind dann gefahren. Er konnte noch stehen. Es wird schon passen. Als wir selbst einen Platten hatten und den Roller am Straßenrand entlang geschoben haben, hat kein Einheimischer angehalten, um zu helfen. Die einzigen, welche angehalten haben, waren wieder ein paar Touris, welche fragten, ob sie helfen können. Konnten sie leider nicht.
Wenn man selbst in einen Unfall verwickelt ist, wurde uns gesagt, dass man alles stehen und liegen lassen soll und einfach wegrennen und am besten ganz schnell das Land verlassen soll (wenn wirklich jemand zu Schaden gekommen ist). Denn die zu leistenden Zahlungen können auch einen Europäer schnell in den Ruin treiben. Ob man diesem Rat nachgeht, muss man mit sich selbst ausmachen. Es wird sicher nicht spurlos an einem vorbeigehen. Daher sollte man sich bemühen keinen ernsthaften Unfall zu haben.
Tiere auf der Straße
In Asien laufen die Tiere meist sehr frei rum und der Respekt vor der Straße ist nur bedingt vorhanden. Kühe beispielsweise können jeder Zeit sich einfallen lassen, dass das Gras auf der anderen Seite tatsächlich grüner ist. Dass das Recht des Stärkeren gilt, haben auch die schon mitbekommen. Daher sind sie ziemlich ignorant, wenn ein Rollerfahrer kommt. Da heißt es abwarten und Lücke suchen.
Anders ist das mit Hühnern. Diese rennen gerne bis zur Hälfte der Straße, bekommen dann Panik und drehen um und rennen zurück. Das heißt, sobald ein Huhn in der Nähe ist, muss man von seeeeehr irrationalen Handeln ausgehen und dann reaktionsschnell sein.
Auch Hunde und Hundewelpen rennen gerne auf die Straße. Ein Fahrer, den wir mal in Indonesien gemietet hatten, hat dann tatsächlich nicht mehr bremsen können. Ein anderer Traveler, den wir getroffen haben, war ziemlich fies verletzt, weil er genau so einem Unfall entgehen wollte und sich todesmutig vom Roller hat fallen lassen. Der Welpe hat es dann tatsächlich überlebt, die Narben bei diesem Traveler werden wohl bleiben. Naja, wenigstens begleitet sie eine Heldengeschichte. Auch uns ist ein Welpe vors Rad gerannt. Aber Timo hat glücklicherweise eine gute Reaktion und so ging mit einer Vollbremsung alles gut aus.
Reparaturen
In Europa kann das eine kostspielige Angelegenheit werden. In Asien meistens nicht. Und glaubt mir eins, wenn ich euch sage: Euch wird es mindestens einmal hinlegen. Wir haben uns einmal einen Reifen platt gefahren. Dann haben wir etliche Kilometer unseren Roller durch die Pampa schieben müssen. Tankstellen sind dabei übrigens keine große Hilfe (Reaktion des Tankstellenbetreibers war: „Hahahaha, no, no help. Bye. Hahahahaha“). Thanks for nothing. Irgendwann sind wir auf einen leicht alkoholisierten Kerl am Straßenrand gestoßen. Den haben wir auf unseren platten Reifen aufmerksam gemacht und nach einer Werkstatt gefragt. Er hat dann einfach unseren Roller genommen und ist los gejoggt. Wir leicht verwirrt hinterher. Der lustige Kamerad hat uns dann tatsächlich zu einem Schuppen gebracht, wo der Reifen innerhalb von 10 Minuten gewechselt wurde. Unkosten mit Trinkgeld: 3 Euro. Allgemein findet man quasi überall eine Werkstatt. Die Schrottschleudern, die sich über die asiatischen Straßen schleppen, gehen alle Nase lang mal hops. Da ist es praktisch, wenn auch alle Nase lang mal ein Mechaniker ist. Nur erkennen muss man die kleinen Verschläge. Das ist die größte Herausforderung. Angeblich gibt es auch ein Zeichen auf der Straße (eine Öllampe oder sowas), wenn eine Werkstatt versteckt im Hinterhof liegt. Habe wir aber nie gesehen.
Ein anderes Mal, nachdem es mich auf der Straße in Laos hingelegt hatte – wie oben erwähnt – hat es mir meine komplette Gangschaltung verbogen (ich fuhr zu diesem Zeitpunkt keinen Roller, sondern ein manuelles Motorrad). Im 2. Gang bin ich dann bis in die nächste Ortschaft getuckert. Der Hotelbesitzer hat uns dann gesagt, wo der beste Mechaniker ist. Dieser schraubte gerade an irgendwas rum und war der englischen Sprache nicht mächtig. Also zeigte ich auf die Gangschaltung, deutete die Gänge mit meinen Fingern und machte bestätigende oder verneinende Geräusche dazu. Eigentlich hätte man das filmen müssen… Erstaunlicherweise wusste der mürrische Herr sofort, was ich meinte und fing an mit einer mächtigen Eisenstange an meinem Motorrad rumzubiegen. Voller banger Erwartung schaute ich ihm zu und erwartete, dass es hinterher kaputter sein wird als vorher. Aber nein, nach 10 Minuten und 2x Probefahren lief alles einwandfrei. Preis: 50ct. Kein Scherz. Ein Paradies für alle Bruchpiloten.
Also, solang ihr keine ernstzunehmenden Schäden habt, kann euch so ziemlich jeder Mechaniker weiterhelfen und das meist zu einem mehr als fairen Preis. Natürlich lege ich aber nicht für jeden meine Hand ins Feuer.
Last but not least einer der wichtigsten Tipps am Ende dieser ewigen Berichterstattung: Fahrt nicht in der Großstadt. Tut es einfach nicht. Das ist Selbstmord. Es gibt andere Möglichkeiten.
Love ♥ Dorie
5 Comments
Pauschalurlaub TO DO - The Dorie - Travel Fashion Blog
5 Jahren ago[…] auch immer die sein mag. Aber probiert neue Dinge aus. Wir haben uns einen Roller gemietet. Die Hupe war kaputt, der Tacho auch und die Blinker nur zur Hälfte funktionstüchtig. […]
Hello Hanoi – What to do and to see – the dorie
8 Jahren ago[…] abgehakt haben, können wir uns nun wirklich der Stadt selbst widmen (wer übrigens Teil 1, 2 oder 3 nochmal lesen will klickt einfach auf die Nummern). Wie gesagt, der Verkehr ist […]
Reni´s Odds and Sods
8 Jahren agoDas hört sich ja alles sehr abenteuerlich an!
LG Reni
philozit
8 Jahren agoWow…wirklich sehr informativ, danke!!! 🙂
dorie
8 Jahren agoSehr gerne 🙂 ich hoffe, es hilft 🙂