Ein weiterer Tag den Rucksack packen. Meine sieben Sachen zusammen sammeln. 16kg auf die Schultern wuchten. Es geht los. Es geht weiter. Nächster Stopp. Konstantes Reisen. Immer nur ein Zwischenstopp, niemals angekommen. Zuckerbrot und Peitsche – selbst auferlegt.

Wer so lange um die Welt reist, wie ich, der sieht wunderbare Sachen und erlebt unglaubliche Abenteuer. Aber ich stehe auch regelmäßig vor gewissen Herausforderungen.

Immer wieder Bussi Baba

Nirgendwo lassen sich so einfach Kontakte knüpfen, wie beim Reisen. Entspannt von der Abwechslung zum Alltag, finden hier Menschen zueinander, die im Normalfall niemals miteinander kommuniziert hätten. Wer miteinander Reisen ist, der hat eine gemeinsame Leidenschaft, die verbindet. Hier finden sich Klempner und Akademiker, Rentner und Abiturienten zusammen und jeder wird hingenommen wie er ist. Vorurteilsfrei, offen und neugierig wird aufeinander zu- und eingegangen und Anschluss ist in Nullkommanichts gefunden.

Doch wenn man konstant am Weiterreisen ist, dann kommt auch unweigerlich der Moment des Abschieds. Und hier ist die Kehrseite der Medaille. Auch wenn die ein oder andere Freundschaft bestehen bleibt, die meisten Urlaubs-Freundschaften verlaufen nach Rückkehr oder Weiterreise einfach im Sand. Und nachdem man sich schon für mehrere Tage oder Wochen auf eine Person eingestellt hat und sich an diesen Menschen gewöhnt hat, so kommt immer und immer wieder der Moment von Bussi, Baba. Und immer wieder tut dieser Moment mehr oder weniger stark weh. Immer mit dem kleinen Trostpflaster, dass man ja in Kontakt bleiben kann und dem gleichzeitigen Wissen, dass das unwahrscheinlich ist. Vor allem, wenn die eigentlichen Wohnorte über die Welt verteilt sind.

Niemals eine Routine

Jeder Ort auf meiner Reise hat andere Umstände zu bieten. Mal ist das Hotel groß und ausgebaut, mal ein schäbiges Hostel. Mal hat man jede Menge Platz und Annehmlichkeiten, mal nette Mitbewohner, mal ist man ganz für sich allein. Durch die sich ständig verändernden Umstände während man reist, fällt es extrem schwer eine Routine zu entwickeln. Mein Plan immer in der Früh Yoga zu machen, scheiterte nicht zu Letzt an den oftmals sehr beengten Verhältnissen und dem Regenwetter vor der Tür. Immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen, funktioniert schon dann nicht, wenn du dich einer Gruppe anschließt – mal Party, mal ein frühmorgendlicher Ausflug. Routine in den Reisealltag einzubauen, ist mitunter meine größte Herausforderung. Und gleichzeitig das, was es spannend macht.

Packliste Bali

Den Luxus alles hinter sich zu lassen

Auch wenn du auf einer solchen Reise immer wieder mit Abschieden konfrontiert wirst, so gibt es auch einen entscheidenden Luxus: Du kannst alles hinter dir lassen. Klar, oftmals ist es nicht das, was man eigentlich will. Aber es gibt immer wieder Momente und Zeiten, in denen du froh bist, wenn du ein Kapitel schließen und ein neues eröffnen kannst. Und das ist bei einer Weltreise ständig der Fall. Diese Reise ist eine Ansammlung verschiedener Kapitel, die mit dem Betreten des Fliegers meist geschlossen werden. Und neue Abenteuer lauern schon um die nächste Ecke.

Scheinbar unendliche Freiheit und unendliche Zeit

Während man konstant durch die Welt reist, verlieren Raum und Zeit langsam an Bedeutung. Klar, dass unendlich ein überspitztes Wort ist. Aber wie viele Male saß ich bei einem Kaffee am Strand, überlegte krampfhaft welcher Wochentag eigentlich ist (da es meist keine Bedeutung hat, vergisst man das schnell) und beschloss heute mal nichts zu machen. Im Gegensatz zum Jahresurlaub eines Normal-Reisenden, kann ich den Luxus genießen nicht jeden Tag nutzen zu müssen. Habe ich mich früher immer mit einem schlechten Gewissen geplagt, wenn ich mich im Urlaub verkatert nicht aufraffen konnte eine Bootstour zu machen oder eine andere Sehenswürdigkeit anzusteuern, erfreue ich mich jeden Moment daran, dass ich es ja auch morgen machen kann. Dann schlürfe ich meinen Kaffee, der selten gut ist, und schaue hinaus aufs Meer und überlege wo mein Flieger übermorgen hingehen soll. Denn nicht nur die Zeit scheint unendlich, sondern auch die Freiheit. Ich stresse mich nicht mehr, wenn ich noch nicht weiß, welchen Flug ich in 1-2 Tagen nehmen soll. Die Welt steht mir offen, sie liegt zu meinen Füßen und ich kann hingehen, wo immer ich will.

Kein Geld der Welt kann mir jemals dieses Gefühl von Luxus kaufen. Ungebunden sein und einfach nur für sich leben – eine unglaubliche Erfahrung beim Konstanten Reisen.  

Füße im Paradies