Im Oktober 2019 habe ich meinen Rucksack geschultert und bin auf Weltreise gegangen. Nach einem turbulenten Jahr war es mein Ziel mich auf dieser Reise wieder selbst zu finden. Und so ging ich los auf der Suche nach mir selbst. Doch das war nicht ohne Hindernisse möglich. Denn diese 5 Dinge hätte ich vor meiner Selbstfindungsreise wissen sollen:

1. Ohne aktive Arbeit passiert gar nichts

Ich dachte, dass ich einfach los spaziere und durch verschiedene Begegnungen und Erlebnisse finde ich dann irgendwann heraus wer ich bin und was ich vom Leben will und komme zurück und bin ein geläuterter Mensch.

Bullshit.

Ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 26 Jahre ein spannendes Leben mit Auf und Abs geführt und mich dennoch nicht gefunden. Und so bin ich die ersten Monate genauso unverändert durch die Welt getingelt und habe mich gefragt, wann es denn Klick macht.

Bis ich schließlich angefangen habe in einem Journal aktiv meine Fragen und Gedanken aufzuschreiben. Einfach mal aus dem Fenster zu starren und nachzudenken. Und mich AKTIV mit mir und meinem Leben auseinander zu setzen. Ich habe angefangen Bücher zu lesen und Routinen zu entwickeln und viele Gespräche mit guten Freunden geführt.

Denn wer nicht aktiv sucht, der findet halt am Ende des Tages auch nichts.

2. Selbstfindung kann weh tun

Ein weiterer Punkt, den ich unterschätzt habe, ist der Fakt, dass du auf dem Weg zu dir selbst auch vieles aufbrechen und ausgraben musst, was du die letzten Jahre vielleicht verdrängt hast. Gewohnheiten und Erlebnisse und Charakterschwächen. Du bist nicht auf der Suche nach dir selbst, weil du mit dir im Reinen bist, denn dann bräuchtest du das nicht.

Aber um dahinter zu steigen, was es ist, dass der fehlt, musst du brutal ehrlich mit dir selbst sein. Und das kann weh tun. Dein Selbst liegt nicht einfach am Wegrand und wartet auf dich. Du musst es aktiv suchen und dir dabei die Hände schmutzig machen, die Knie aufschürfen und dich verletzlich machen.

Diese Reise zu einem selbst sieht für jeden anders aus. Manch einer hat vielleicht Traumata zu bewältigen. Jemand anderes bemerkt seine Charakterschwächen. Aber wie auch dieser Weg für jeden einzelnen im Detail aussehen mag, es gibt eine allgemeine Regel:

Ehrlichkeit (zu sich selbst) ist wie eine Operation: Es tut anfangs weh, aber es heilt. (Selbstbe-) Lügen ist wie ein Schmerzmittel: Es bringt kurzfristig Erleichterung, aber du leidest an den Nebenwirkungen.

3. Es gibt kein Ziel, denn der Weg ist das Ziel

Meine Vorstellung war, dass ich mich finde und dann selbstbewusst und geerdet zurückkehre und mich meinen Lebtag nicht mehr fragen muss, wer ich bin.

Wie naiv zu glauben, dass ich in einer sich ständig verändernden Welt der statische Faktor bin. Auch ich verändere mich am Laufenden Band.

Eine meiner Weisheiten, die ich schon seit Jahren so wiedergebe, ist: Wir sind morgen nicht mehr die, die wir heute waren. Denn jeder Tag bringt neue Erfahrungen und Erkenntnisse mit sich, an denen wir wachsen und uns weiterentwickeln (im Idealfall zumindest).

Selbstfindung bedeutet also nicht an ein Ziel zu kommen und sich danach nicht mehr weiter zu bewegen. Sondern aktiv den eigenen Weg der Entwicklung zu begleiten. Das klingt zwar anstrengend, aber bedeutet auch, dass du niemals so bleiben musst, wie du bist – deine Möglichkeiten sind unbegrenzt.

4. Selbstliebe ist der Schlüssel

Du kannst dich suchen so lange du willst und dich durchanalysieren bis du jede Faser deines Selbst kennst. Doch du wirst trotzdem nicht das Gefühl haben, dass dir etwas gebracht hat, so lange du dich selbst nicht liebst.

Für mich war das Thema Selbstliebe non-existent. Ich habe schlichtweg nie darüber nachgedacht. Aber angefangen mein Verhalten zu hinterfragen und auch zu verurteilen. Und irgendwann bin ich auf das Thema Selbstliebe gestoßen – zusammen mit der Erkenntnis, dass es Mangelware bei mir war. Und damit hat sich alles geändert.

Hier liegt der Schlüssel zur Selbstfindung, denn stell dir folgendes vor:

Du kennst deine Nachbarin in und auswendig. Du kennst ihre Charakterschwächen und Stärken, Vorlieben und Traumata.

Doch du magst sie nicht oder sie ist dir egal. Was bringt dir dieses Wissen? Im schlimmsten Fall kannst du sie manipulieren, im besten Fall ist das Wissen komplett nutzlos. Denn es wird dir kein gutes Gefühl geben, sie so gut zu kennen, wenn du keine emotionale Beziehung zu ihr hast.

Aber nehmen wir an, du liebst von ganzem Herzen deine Nachbarin (romantisch oder platonisch – ganz egal). Dann wirst du dieses Wissen nutzen, um ihr Gutes zu tun. Ihr deine Hilfe anbieten, wenn du spürst, dass es ihr schlecht geht. Du wählst deine Geschenke nach ihren Vorlieben aus und hörst aufmerksam zu, wenn sie dir was erzählt. Und weil du sie magst, wirst du dein Wissen für Gutes einsetzen und davon ein positives Gefühl haben.

Du bist deine Nachbarin.

5. Selbstfindung verläuft nicht linear

Wenn du anfängst dich selbst zu hinterfragen und aktiv mit dir zu arbeiten, dann ist das kein gerader Weg. Es gibt Tage, an denen du merkst, wie sehr du bereits gewachsen bist und du fühlst dich wunderbar und frei und glücklich.

Und dann gibt es Tage, an denen du in die alten Denkmuster zurück fällst, dich nicht magst und fragst was das alles soll.

Der Weg zu dir ist ein steiniger und es braucht viel Selbstliebe, denn du musst dir immer und immer wieder selbst vergeben.

Du wirst Fehler machen und dann musst du sagen „War blöd, aber passiert. Das nächste Mal klappt es besser.“

Mein Tipp: Lege dir ein Journal zu und notiere dir deine Gedanken und Gefühle. Und wenn du das Gefühl hast, dass du nicht weiterkommst, fange an dir deine Gedanken von vorne durchzulesen. Du wirst merken, dass dir dann vieles bereits lächerlich erscheint. Und daran siehst du, wie sehr du schon gewachsen bist. Auch wenn du gerade das Gefühl hast verloren zu sein.