Wenn man Brüssel hört, denkt man gleich an die EU und für mich schwingt bzw. schwang sofort ein Hauch verstaubter Verklemmtheit bei meiner Vorstellung von dieser Stadt mit. Dass das aber gar nicht der Fall ist, konnte ich bei meinem Besuch Ende Juli feststellen. In meinem Brüssel City Guide zeige ich euch die schönsten Flecken dieser Stadt.

Historisches

Brüssel besteht nicht nur aus den gläsernen Hochhäusern der EU-Institutionen, sondern ist eigentlich eine richtig alt gewachsene Stadt mit historischen Gebäuden und verwinkelten Gassen.Es lohnt sich ein wenig herum zu schlendern und die Straßen rund um die Börse bis hoch zum Justizpalast zu erkunden.

Museumsberg und Justizpalast

Wer einen schönen Ausblick über Brüssel haben will, dem empfehle ich den Museumsberg oder den Justizpalast. Vor allem beim Justizpalast hat man ein wunderschönes Panorama und man sieht bis hinter zum Atomium (dieses Ding, was das einzige ist, an das man abgesehen von EU noch denkt, wenn man Brüssel hört). Abgesehen davon ist der Justizpalast ein beeindruckendes Bauwerk und der größte seiner Art im 19. Jahrhundert.

Ausblick über Brüssel

Blick vom Museumsberg

Königspalast

In den Sommermonaten ist der Königspalast für die Öffentlichkeit zugänglich und das sogar kostenlos. Ein Abstecher in dieses hoheitliche Gebäude lohnt sich auf jeden Fall. Belgien ist eines der europäischen Länder, die immer noch eine Monarchie haben und es ist wirklich einzigartig zu wissen, dass genau in diesen Räumen das restliche Jahr über die Königsfamilie ihren Geschäften nachgeht. Das merkt man auch daran, dass manche Räume ganz anders genutzt werden, als man es aus anderen Palästen gewohnt ist. In dem einen Raum finden sich wissenschaftliche Sammlungsstücke und zwischen den glitzernden Kronleuchtern schwebt das Modell eines Satelliten. Im nächsten Raum finden sich jede Menge Experimente, die man selbst ausprobieren kann. Es ist ein wenig surreal in dieser glanzvollen Umgebung, macht den Palast aber auch wesentlich menschlicher. Die Privatgemächer sind natürlich nicht zu sehen, auch wenn ich sehr neugierig gewesen wäre 😉

Königspalast BrüsselKönigspalast BrüsselKönigspalast Brüssel

Grand Place

Der Grand Place ist wohl der schönste Platz in Brüssel und wenn die Sonne scheint, erstrahlt das Gold der Kaufmannshäuser, die den Platz zusammen mit dem Rathaus eingrenzen. Im Sommer am Abend sitzen hier Alt und Jung einfach auf dem Boden, trinken etwas und genießen die wunderschöne Atmosphäre. Rund herum findet man alles, was das Touristen-Herz begehrt: Schokoladengeschäfte, belgische Waffeln (die ich nicht probiert habe und ich schäme mich dafür) und auch Manneken Pis, das vollkommen überbewertete pinkelnde Männchen, ist gleich um die Ecke. Wusstet ihr, dass Manneken Pis auch noch Frau und Hund hat? Sie heißen Janneke und Zinneke Pis, befinden sich auch im Großraum der Brüsseler Börse und pinkeln ebenfalls den ganzen Tag. Ich muss wirklich mal googeln, was es mit damit auf sich hat…

Grand Place in BrüsselGrand Place in Brüssel

Marché aux Poissons

Geht an der Brüsseler Börse vorbei (auch ein schöner Platz mit viel Leben) und weiter zum Marché aux Poissons. Der Charme dieses Platzes liegt darin, dass die künstlich angelegten Wasserbecken von zahlreichen (Fisch-) Restaurants gesäumt werden und man im Sommer wirklich ein klein wenig das Gefühl hat, man wäre in Venedig. Oder eben in Brüssel an einem schönen Platz in einem schönen Restaurant. Warum in die Ferne schweifen…

Marché aux Poissons

EU

Ja, um die kommt man nicht herum und sollte man vielleicht auch nicht. Die verschiedenen modernen Klötze der EU-Institutionen sind beeindruckend und einfach ein Teil unseres täglichen (europäischen) Lebens. Toll ist es, wenn man einen Guide hat (egal ob als Mensch oder als Buch/ am Handy), der einen erklärt, was die einzelnen Institutionen machen und wo wer sitzt. Sonst sind es nämlich einfach nur große Glasgebäude… Wir hatten das Glück, dass unser Freund sich sehr gut aus beruflichen Gründen mit der EU auskennt und somit ein super Guide war. Ich verstehe immer noch nicht alles, aber es ist schon ein wenig klarer geworden. Wer übrigens einen noch besseren Überblick über die Geschichte und Funktionen der EU haben will, der sollte unbedingt ins Haus der Europäischen Geschichte schauen. Dieses Museum ist ganz neu und zeigt auf 7 Stockwerken alles, was die Geschichte der EU betrifft. Und damit es nicht langweiliger Geschichtsunterricht wird, funktioniert das alles hypermodern mit einem Tablett auf dem man die einzelnen Stationen und Informationen ganz nach Belieben ansteuern kann. Und: wieder komplett kostenlos. Deswegen schaut vorbei! Wir waren nur 45 Minuten drin, weil dann zugesperrt wurde, aber selbst das hat sich gelohnt.

EU in BrüsselBrüssel City GuideBrüssel City Guide

Matonge

Matonge war für mich ein absolutes Highlight! Unweit des EU-Viertels befindet sich das afrikanische Viertel Brüssels. Man biegt um ein paar Straßenecken und findet sich in einer ganz anderen Welt wieder. Die meisten Leute sind afrikanischer Abstammung, die Frauen tragen ihre traditionellen Trachten, es reihen sich viele kleine Läden aneinander, an jeder Ecke kann man sich Rasta-Zöpfe machen lassen (und an jeder Ecke riecht es nach Gras) und es gibt sogar Lycamobile – das bringt einem zwar nichts, aber ich kannte diesen Handyanbieter nur aus Afrika und das hat das Bild perfekt gemacht (und die 35 Grad in der Sonne…)! Es ist eine so andere Welt plötzlich und ich bin voller Staunen durch dieses Viertel geschlendert – und habe glatt vergessen Fotos zu machen… #badblogger

Bier-Tourismus

Wenn ich schon keine Waffeln gegessen habe, so habe ich wenigstens belgisches Bier probiert! Denn die Belgier sind auch ganz fleißig im Bierbrauen und da sie sich nicht an ein Reinheitsgebot halten müssen, gibt es unzählig viele verschiedene Sorten. Wenn ihr auf der Suche nach Janneke Pis seid (oder eben auf der Suche nach Bier), dann kann ich euch das Delirium empfehlen. Die schmutzige Gasse sieht erstmal eher verboten kriminell aus, aber am Ende sind eigentlich alle nur zum Bier trinken da. Die Location kann nicht überzeugen, dafür aber die Auswahl an über 2000 Biersorten – das hat auch dann erstmal für den Weltrekord gereicht. Wenn man sich also durch alles durchkosten will braucht man viel Zeit und ca. 4-5 Lebern, aber den ein oder anderen Exot kann man mal kosten. Ich habe bspw. Trappistenbier probiert – ein Bier, das ausschließlich von Mönchen gebraut werden darf. Eine lustige Erfahrung.

Brüssel City GuideJanneken Pis in Brüssel

Weekend Special

Solltet ihr über das Wochenende da sein, dann schaut am Sonntag noch am großen Markt um den Bahnhof Midi (genauer bei Station Gare du Midi) vorbei. Hier bekommt man wirklich ALLES. Ganz besonders ans Herz legen möchte ich euch die marokkanischen Pfannkuchen, die mit allerlei Antipasti gefüllt sind und einfach extrem gut schmecken. OMG!

Markt in Brüssel Markt in Brüssel

Allgemein war ich sehr von Brüssel angetan, von der lockeren Atmosphäre und von dem Multikulti auf den Straßen. Unser Freund, der dort wohnt meinte: In Brüssel fängt der Süden an. Denn tatsächlich läuft hier nicht alles so durchorganisiert wie in Deutschland ab. Die Öffis kommen und gehen so Pi mal Daumen nach Fahrplan und fahren spontan andere Routen und alles ist irgendwie chaotischer – aber auch entspannter. Gar nicht die große steife EU-Stadt, sondern ein quirliges Miteinander verschiedenster Kulturen. Auf jeden Fall eine Reise wert.