Ein Bomben Ring: Geschichte in Schmuck
Neulich habe ich erst in einem Beitrag über einen laotischen Schal erzählt, wie faszinierend es ist, wenn man weiß, woher die Sachen kommen, die man trägt. Am gleichen Markt habe ich noch einen anderen einzigartigen Fund gemacht: einen Bomben Ring.
Der Vietnamkrieg ist vielen ein Begriff. Auch wenn man nicht die genauen Umstände weiß, so sollte man doch wissen, dass die USA mit Vietnam einen blutigen Krieg geführt haben, bei dem nicht nur tonnenweise Bomben abgeschmissen, sondern auch Gift Gas – sogenanntes Agent Orange – eingesetzt wurde.
Was viel zu viele nicht wissen und gerne verschwiegen wird, ist, dass Laos mitten in diesem Krieg beteiligt war. Jedoch unfreiwillig. Die USA wollten auch nicht, dass das an die westliche Öffentlichkeit gerät, weshalb es auch Geheimer Krieg genannt wurde.
Es würde den Rahmen sprengen, alles über diesen Krieg zu erzählen. Sicher gibt es auch zu vielen Erzählungen viele Versionen. Doch ein paar Fakten möchte ich euch nicht vorenthalten, allein weil sie mich so fassungslos gemacht haben. Sie wurden mir von Einheimischen erzählt, von Fremden- und Reiseführern und wo ich mir nicht sicher war, habe ich selbst nochmal nachgeschlagen.
Der geheime Krieg in Laos
Diesen Krieg führte hauptsächlich die CIA und zwar durch eine Umgehung des eigenen Parlaments. Der Krieg war also nicht „abgesegnet“. Sie gründeten eine Passagier-Fluglinie, um damit getarnt Flughäfen in Laos zu bauen und sich für Flüge in diese Region nicht rechtfertigen zu müssen. Sie hieß Air America. Und ja, die Flächen dieser Flughäfen sieht man bis heute. Es sind Hunderte überall verteilt. Und es ist ein unheimliches Gefühl über diese Schotterpisten zu laufen und sich dessen bewusst zu sein, dass vor gerade mal 40-50 Jahren dort Maschinen mit Munition und Drogen landeten.
(K)eine Macht den Drogen
Denn ja auch die Drogen waren an der Tagesordnung. Die CIA riss sich mit der Zeit sogar große Teile des Rauschgifthandels unter den Nagel und verhökerte das Zeug an ihre Soldaten und machte sie größtenteils abhängig. Die Soldaten wiederum „rekrutierten“ sie aus der einheimischen Bevölkerung. Um genauer zu sein, aus einem Volksstamm, den Hmong. Diese machten anfangs noch freiwillig mit, doch ihnen wurde bald die Sinnlosigkeit und ihre Chancenlosigkeit bewusst. Dann rekrutierten sie die Soldaten eben durch Erpressung, indem Versorgungswege in die Dörfer abgeschnitten wurden. So verheizten die USA viele unschuldige Menschen der Hmong und ließen sie, als sie merkten, dass sich das Blatt wendete, einfach in den Wäldern zurück. Bis heute leben die Überlebenden und ihre Nachkommen dieser Zeit versteckt in den Wäldern Laos‘, denn durch ihre Beteiligung am Krieg, haben sie sich gegen den ganzen Rest des Landes gestellt. Auch, wenn sie das am Ende gar nicht mehr wollten.
Und der Rest des Landes hat es ihnen bis heute nicht verziehen. In den Jahren des Krieges fielen auf diesen unbeteiligten Nachbarn des Krieges so viele Bomben, dass es bis heute das meist bombardierte Land der Erde ist. Auch jetzt, 40 Jahre nach dem Krieg, ist die Erde so von Bomben durchdrängt, dass es immer noch ständig Todesopfer durch Sprengsätze und Tretminen gibt. Und das Entschärfen des Landes geht durch die eingeschränkten Mittel nur langsam voran. Es gibt viele Orte, auch touristische, an denen man nur auf ausgetrampelten Pfaden gehen darf, denn nur ein paar Meter links oder rechts könnte eine alte Bombe hochgehen. Wenn man in Laos ist, ist man sich dieser Gefahr immer bewusst.
Die Kunst aus Scheiße Gold zu machen
Man kann es auch nicht vergessen, denn die Laoten machen das Bestmögliche aus ihrem Schicksal. Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, dann sieht man die Bomben von damals überall. Blumentöpfe, Brückenpfeiler, Boote… (siehe Bilder oben). Und das sind nur die erkennbaren Bomben. Denn oftmals werden sie auch wieder eingeschmolzen und zu etwas Neuem gemacht. Wie dieser Ring. Denn der ist aus einer eingeschmolzenen Bombe gegossen.
Ja, es ist ein sehr seltsames Gefühl, wenn man diesen Ring in den Fingern hält. Er ist wider Erwarten unfassbar leicht und trägt doch eine so tragische Geschichte in sich. Seinen Ursprung hat er vermutlich in den USA, hat dann Leid über das Land gebracht und ist dann von den Einheimischen zu etwas Neuem und Schönen verarbeitet worden. Ist das nicht faszinierend? Aus etwas so Schrecklichem, wieder etwas Schönes machen. Das Leid nehmen und das Beste daraus machen? Deswegen verbinde ich mit diesem Ring nicht nur die unbekannte, tragische Geschichte eines fernen Landes, sondern auch die Fähigkeit aus schlechten Zeiten gute zu machen, wenn man nur nicht aufgibt.
Und dieses Gefühl, diese Willensstärke aber vor allem auch diese Geschichte will ich hiermit mit euch teilen und hoffe, dass ich ein bisschen was beitragen konnte. Entweder zur geschichtlichen Bildung, zur Neugierde über ein Land, als Denkanstoß oder zur Motivation. Denn immer, wenn ich diesen Ring trage, dann trage ich das alles mit mir.
Love Dorie
4 Comments
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4 Jahren ago[…] mich herum läuten die Kirchenglocken und immer mehr meiner Freundinnen haben einen Ring am Finger. Da ich als Single weit vom Heiraten entfernt bin, überspringe ich gedanklich die […]
Schmuck aus Müll: Handwerksshop in Luang Prabang
7 Jahren ago[…] So besteht dieser Armreif zum Beispiel aus lackierten und gerollten Magazin-Papier. Bei manchen Stellen kann man den alten Druck noch erahnen. Eine so simple und doch schlaue Idee! Ich konnte mich kaum entscheiden, was ich haben will. Denn es stand fest, dass ich etwas mitnehmen muss. Ich liebe diese Art von Mitbringseln, da sie wirklich einzigartig sind und man nirgendwo sonst finden wird – so wie der Bomben-Ring. […]
Longboardtraveller
7 Jahren agoEin super spannender Beitrag! Toll geschrieben und toll das du davon berichtest.
Freundliche Grüsse longboardtraveller
Longboardtraveller.com
Dorie
7 Jahren agoLieben Dank, das freut mich sehr zu hören 🙂 Ich wünsche dir einen schönen Tag!
Liebe Grüße,
Dorie