Auf deiner Rajasthan Rundreise kommst du früher oder später an der Wüstenstadt Jaisalmer vorbei. Oder zumindest empfehle ich das. Denn sie ist nicht nur als die gelbe Stadt bekannt (Jaipur ist die Pinke Stadt und Jodhpur die blaue Stadt), sondern liegt auch in der Wüste, unweit der ursprünglichen Seidenstraße. Am tollsten lässt sich dieses raue Territorium auf dem Rücken eines Kamels erkunden.

Kamelreiten Jaisalmer

Kamelreiten in Jaisalmer

Kamelreiten in Jaisalmer – mein Reisebericht

Die Sonne steht sehr hoch, die Temperaturen sind auf ihrem nachmittäglichen Maximum, als wir den Jeep besteigen. Der Fahrtwind bringt die nötige Kühlung und schon bald lassen wir die Mauern der Stadt hinter uns.

Die Landschaft weitet sich und die Häuser wechseln sich bald mit verdorrten Büschen ab. Eine unwirtliche Welt – so schön und zugleich so rau. Wir fahren eine Weile durch die Wüstenlandschaft ehe sich in der Ferne ein sandfarbener Bau vor uns auftut. „Hier ging früher die Seidenstraße durch“, erklärt unser Fahrer. Wir steigen aus und begutachten den zum Museum umgebauten Bau von Innen. Wie immer bin ich fasziniert auf Wegen zu wandeln, auf denen schon so viele Hundert Jahre vor mit Menschen standen. Und so hüpfe ich entzückt wie ein kleines Mädchen die Stufen der Anlage hoch und runter. Ich schaue aus dem Gerippe der Fenster hinaus in die weite Landschaft unter mir und versuche mir das Treiben aus früheren Zeiten vorzustellen. Zwischen den verlassenen Ruinen grasen gemütlich ein paar Kamele. Ich kann es mir durchaus ausmalen.

Seidenstraße in Jaisalmer

Nach unserem kleinen Abstecher geht es mit dem Jeep weiter und immer tiefer in die Wüste hinein. Immer wieder können wir vereinzelte Kamele in der Ferne grasen sehen. Ob sie wild seien, fragen wir. „Nein, die meisten gehören jemanden und werden dann wieder eingesammelt“, antwortet unser Fahrer. Wie auch immer man sein Kamel in der offenen Wüste wieder findet. Diese Frage bleibt offen.

Die Umrisse einiger Lehmhütten zeichnen sich in weiterer Entfernung in der staubigen Landschaft ab, als unser Jeep die Schotter-Straße entlang braust und auf einmal sein Tempo drosselt. Trotz der flachen Landschaft tauchen sie relativ überraschend aus dem Nichts auf: Unsere Kamele. Wir werden namentlich einander vorgestellt und es wird unverzüglich aufgesattelt. Und während sich die Sonne schon langsam dem Horizont annähert, versuche ich den richtigen Rhythmus auf Babas Rücken zu finden. Wippend geht es im sachten Schritt durch die Landschaft und während mein Kamel gemütlich dem Vordermann hinterher trottet, kann ich von meiner exponierten Lage in aller Ruhe die Landschaft begutachten. Ich bekomme immer mehr ein Gefühl dafür, wie sich die Karawanen vor nicht all zu langer Zeit durch diese Landschaft geschlängelt haben – die unermüdliche Sonne über und die schaukelnden Körper der starken Tiere unter ihnen.

Eine Nacht in der Wüste

Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichen wir unseren Schlafplatz – eingebettet zwischen ein paar Dünen, unter freiem Himmel, irgendwo im Nirgendwo. Die Kamele naschen am nahe gelegenen Baum. Und während unser Guide auf dem selbst gemachten Feuer unser Abendessen zubereitet, sitzen wir mit einem Masala Chai auf der Kante der höchsten Düne, beobachten den Sonnenuntergang und versuchen nicht von den zahlreichen Mistkäfern abtransportiert zu werden (der Geruch unserer Turnschuh-Füße scheint allzu köstlich zu sein).

Nach einem köstlichen und reichhaltigen indischen Abendessen werden unsere Betten hergerichtet. Einfache Feldbetten mit jeder Menge Decken, um in der kalten Wüstennacht auch nicht zu erfrieren. Angestrengt vom langen Tag spotzen wir unsere Zahnpasta in den nächsten Busch, gehen hinter Düne 3 nochmal in die Hocke (Wüstenromantik hat auch ihre Schattenseiten) und fallen schließlich mit einem wolkenlosen Sternenhimmel über unseren Köpfen ins Bett.

Die Stille der Wüste und der unendliche Sternenhimmel über uns ist fast erdrückend. Eingewickelt in meine vielen Schichten Decken und mit der kalten Luft um die Nase fallen mir meine Augen schneller zu, als es mir lieb ist. Und ich schlafe einen der tiefsten und besten Schläfe seit langer Zeit.

Entgegen meiner Erwartungen wachen wir erst lange nach Sonnenaufgang auf. Erst als die ersten Sonnenstrahlen über die Dünen lugen und uns an der Nase kitzeln, krabbeln wir langsam unter unseren Deckenbergen hervor und blinzeln in die Landschaft. Unser Guide ist schon am Frühstück machen und begrüßt uns mit einem weiteren heißen und frisch gebrauten Masala Chai. Einer der besten übrigens, die ich je getrunken habe.

Wir bauen unser Feldlager ab, unser Guide löscht das frühmorgendliche Koch-Feuer und unsere Kamele werden aufgesattelt. Dann geht es auch schon wieder zurück. Die Sonne versteckt sich zu dieser frühen Stunde noch hinter Wolken und mein Kamel Baba darf diesmal den Weg angeben. Wir haben unseren Rhythmus gefunden und zusammen geht es flotten Schrittes die Trampelwege zwischen den einsamen Grasbüscheln entlang. Für einen Moment kann ich fast vergessen, dass es außer uns noch andere Lebewesen um uns herumgibt.

Ein bisschen warteten wir, dann kündigte die Staubwolke in der Ferne unseren Jeep an. Unser Ausflug in eine andere Welt und andere Zeit ist zu Ende. Wir fallen glücklich und beeindruckt auf die Sitze des Jeeps. Ein absolutes Highlight meiner Indien-Reise liegt hinter mir. Ich bin glücklich – und staubig.

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Wissenswertes zur Buchung

Wer in Jaisalmer landet, wird mit Anbietern fürs Kamelreiten geradezu überschwemmt. Wie bei allen Aktivitäten, bei denen Tiere involviert sind, sollte man recht pingelig sein und genug Recherche vorab betreiben – damit man sein Abenteuer guten Gewissens starten kann. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an meinen Reisepartner, der sich intensiv mit der Auswahl unseres Guides bzw. Anbieters beschäftigt hat.

Wenn man direkt im Hostel bucht, bricht man ziemlich sicher mit einer größeren Gruppe auf. Wir waren nur zu zweit unterwegs und hatten dadurch noch ein viel abenteuerliches Erlebnis. Beides hat seinen Reiz, je nachdem ob man in lustiger Runde zusammensitzen oder die Stille der Wüste genießen will.

Gebucht haben wir unseren 1,5 Tagestrip bei Sahara Travels (not sponsored). Die Abwicklung war unkompliziert und wir waren mit der Leistung voll und ganz zufrieden. Wir hatten einen Guide, Abendessen und Frühstück, Feldbetten unter freiem Himmel, sind jeweils 1,5-2h in die Wüste und zurückgeritten und wurden in Jaisalmer mit dem Jeep abgeholt, mit dem wir noch einen kleinen Abstecher bei einem kleinen Museum zur Seidenstraße machten. Wie gut es den Kamelen bei ihrer Arbeit wirklich geht, kann ich offen gestanden ganz schlecht beurteilen. Jedoch haben wir unserem Guide ganz viele Fragen zu der Haltung und seiner Arbeit mit den Tieren gestellt und nicht das Gefühl bekommen, er würde sie nicht respektieren oder gar schlecht behandeln. Sie kannten auch den Weg bereits auswendig, sodass er ohne großes Treiben sie einfach laufen hat lassen. Belehrt mich eines Besseren, wenn ihr über Kamelreiten mehr wisst.

Jaisalmer

Jaisalmer – die gelbe Stadt.

Abgesehen vom Kamelreiten bietet Jaisalmer eine malerische, historische Innenstadt. Die verwinkelten Gassen thronen gut geschützt hinter Burgmauern auf einem Berg und bieten einen atemberaubenden Ausblick über die umliegende Landschaft. Kein Wunder also, dass ihr mit der Auswahl an Cafés und Restaurants fast schon überfordert sein werdet. Lasst euch durch die engen Gassen treiben und genießt beim ein oder anderen Masala Chai die Aussicht.

Jaisalmer selbst ist jedoch nicht sonderlich groß. Die Innenstadt habt ihr in kürzester Zeit gesehen. Wer hier mehr Zeit verbringen will, kann aber einige Ausflüge ins Umland buchen. Wir haben 2 Nächte (eine davon in der Wüste) in Jaisalmer verbracht und das war für uns absolut ausreichend. Die malerische Innenstadt solltet ihr aber auf keinen Fall verpassen, auch wenn ihr nach der Wüstensafari gleich weiterziehen wollt.